Die Suppe lügt! - Hans-Ulrich Grimm über Aromen und Zusatzstoffe im Essen
Marco Alberti
Die Zeit schreibt "eine Pflichtlektüre für jeden Verbraucher". Und sie hat recht. Dieses Buch verändert das Denken über den Konsum von Lebensmitteln - und zwar nachhaltig. Auch wenn dieser Begriff in der letzten Zeit schon eher mehr als inflationär gebraucht wird. Hans-Ulrich Grimm klärt in seinem Buch auf über die Zusatzstoffe und Aromen im Essen.
Es geht um den Geschmack von Erdbeeren, der gar nicht von Erdbeeren stammt, sondern aus der Rinde eines australischen Baums hergestellt wird. Immerhin aus der Rinde eines Baums, denn damit ist es schon natürliches Aroma und nicht etwa, weil es etwas mit Erdbeeren zu tun hat. Die weltweite Produktion an Erdbeeren reicht etwa für den Geschmack von rund 30% aller Produkte, die nach Erdbeeren schmecken. Bei Vanille ist das noch viel dramatischer, deshalb ist Vanille auch der am meist produzierte Aromastoff. Ob man ihn nun künstlich oder natürlich nennen mag oder nennen darf.
Grimm stellt die großen Lebensmittelkonzerne an den Pranger und verurteilt die Hersteller der Aromastoffe. So weit muss man gar nicht gehen, denn im Prinzip hat der Verbraucher ja die Wahl über den eigenen Konsum und somit auch über den Erfolg der Hersteller. Was allerdings wirklich mehr als erschreckend ist, ist die sogenannte Clean Label Methodik. Dadurch wurden die Labels weitestgehend von der Bezeichnung "künstlich" befreit und nunmehr hat fast alles einen natürlichen Hintergrund. Wie der Erdbeergeschmack eben. Im Sinne des Verbrauchers ist das nicht, denn wirklich erkennen kann man Geschmacksverstärker und Co. dadurch immer schwieriger. Die Amerikaner machen das wesentlich transparenter. Dort wird angegeben, ob der Geschmack aus der namensgebenden Frucht stammt oder aus einer anderen "natürlichen" Quelle.
Der Trend der Verbraucher geht immer mehr zurück zu den ursprünglichen Lebensmitteln. Je näher man an die Quelle, den Hersteller kommt, desto reiner sind die Lebensmittel. Eine einfache Heuristik scheint zu sein: Alles was kein Label hat ist besser. Industriell verarbeitete Lebensmittel sind nach Möglichkeit zu meiden, wenn man versucht sich ursprnglich zu ernähren. Die Produkte der BIG FOOD hersteller wie Nestlé, Kraft und Co. gehören also nicht in die Speisekammer. Sie haben sicher einiges geleistet im Deutschland der Nachkriegsgeneration. Als Nahrung noch Mangelware war galten andere Regeln. Heute, wo Lebensmittel zumindest hierzulande im Überfluss vorhanden sind, geht es um mehr, als nur den Geschmack. Wir können unserem Körper nicht vormachen, dass er etwas bekommt was nach Frucht schmeckt, da er sich nach einiger Zeit einfach darauf einstellt, dass der Geschmack nichts mit dem Nährwert zu tun hat und dann auch die entsprechende Verarbeitung komplett durcheinader gerät. Übergewicht, Unterversorgung und Allergien sind die Folge. Der Körper signalisiert uns mit dem Heisshunger auf gewisse Lebensmittel einen Badarf an den realen Inhaltsstoffen. Durch rein inhaltslosen, künstlichen Geschmack bringen wir das ganze System durcheinander. Das kann nicht unsere Zukunft sein.
Es ist an der Zeit für ein neues Verständnis für verarbeitete Lebensmittel. Frisch und gesund müssen sie sein. Die Inhaltsstoffe so, wie der Geschmack sie verspricht. Auch wenn es mal nicht so gut schmeck, wie es schmecken könnte - wenn man denn nachhilft.
Dieses Buch ist also wirklich eine Empefhlung an alle Verbraucher, denn nur wenn man weiss und versteht, was die einzelnen Bestandteile bedeuten, kann man auch valide Entscheidungen treffen! Beschäftigt Euch mit Eurem Essen. Viel Spaß dabei!