Flash Boys - Das Buch von Michael Lewis über die Revolte an der Wallstreet
Marco Alberti
Flash Boys ist die spannende Geschichte der Gründung einer neuen Börse. Viel mehr noch aber ist es eine Geschichte der Aufklärung. Seit vor einigen Jahren der Handel mit Aktien nicht mehr von Händlern auf dem Parkett ausgeführt wird, sondern Kilometer entfernt lediglich in Rechenzentren stattfindet hat sich einiges geändert. Es geht nur noch um Geschwindigkeit. Keiner kann scheinbar mehr das kaufen, was er eigentlich mal kaufen wollte.
Flash Trader machen im Grunde das wovon jeder träumt, der an der Börse spekuliert. Sie handeln mit Wertpapieren - völlig ohne Risiko. Sie haben einen Informationsvorsprung. Sie wissen was der Markt will. Sie kaufen Aktien, die sie zuvor schon quasi verkauft haben. Sie machen geringe Margen, die aber fast ohne Risiko. Und sie gehen am Abend ohne eine einzige Aktie nach Hause.
Rein aus der wirtschaftlichen Sicht betrachtet klingt es nach einem guten Geschäft. Allerdings hat dies - wie so vieles - auch eine Gegenseite. Die Gewinne der Flash Trader stammen nicht aus einem wirtschaftlichen Nutzen. Sie stiften keinen Mehrwert. Keiner braucht ihre Leistungen. Die Marge stammt einzig und allein von einem Informationsvorprung gegenüber den anderen Marktteilnehmern. Ihre Rechner sind schneller, die Leitungen zu den Handelsplätzen kürzer. Sie verstehen den Markt, kennen die Gesetze und ihre Lücken. So schaffen sie es die geforderte Transparenz mit ihrer Geschwindigkeit zu verbinden und daraus einen Vorteil zu erlangen, der sich für alle anderen in Intransparenz verwandelt. Sie wissen was man kaufen will, bevor man es kaufen kann. Sie kaufen es, weil sie schneller sind. Und verkaufen es dann teurer weiter. Oder zum ursprünglichen Preis. Dem Preis, der aber schon längst nicht mehr der reale Preis für die gleiche Aktie ist. Sie wissen das, weil sie den Markt schneller abbilden können als er öffentlich zugänglich abgebildet wird.
So gesehen sind die Flash Trader Zwischenhändler ohne Nutzen. Parasiten wäre auch eine denkbare Bezeichnung, wenn man es denn so ausdrücken mag. Gesamtwirtschaftlich betrachtet entziehen sie dem Markt Investitionsvolumen. Die Margen sind wie eine Steuer zu betrachten, die dann nicht mehr in den Unternehmen für neuen Wert sorgen kann.
Wirklich erschreckend daran ist allerdings das Ausmaß. Michael Lewis berichtet von enormen Prozentsätzen. Hinzu kommt, dass ein Grossteil des Marktes überhaupt nicht mehr öffentlich gehandelt wird sondern in sogenannten "Dark Pool" abgewickelt wird. Ob zum Vor- oder Nachteil des Kunden sei einmal dahingestellt. Seiner Betrachtung zufolge scheint es transparentere Marktsituationen zu geben.
Fazit: Wir haben einfach keine Ahnung von dem, was an den Börsen dieser Welt wirklich vor sich geht. Die Idee Arbitrage Handel mit Wertpapieren zu betreiben scheint dem ein oder anderen auch schon einmal gekommen zu sein. Nach dieser Lektüre steht fest: Das Feld ist besetzt und befindet sich gerade in einem enormen Umbruch. Die ersten Großbanken folgen dem Trend der Transparenz, hin zu einem Markt der wieder Verkäufer und Käufer zusammenbringt. Das Gefühl unterwegs abgelockt zu werden ist aber dennoch nach dieser Lektüre eine ganze Weile nicht mehr loszukriegen.
Flash Boys - Revolte an der Wall Street
"Wie man an der Börse Milliarden absahnt"
Michael Lewis
Campus Verlag