Rezension über "Twitter" von Nick Bilton
Marco Alberti
"Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat" lautet der Untertitel des neues Buches über die Geschichte von Twitter vom Autor und Kolumnist Nick Bilton. Treffender hätte man es fast nicht formulieren können, denn das Buch beschreibt vor allem die Beziehung der Gründer untereinander, auf Ihrer wilden Reise durch die Start Up Welt des Silicon Valley.
@Ev, @Noah, @Biz und natürlich @Jack waren die vier Gründer, die sich eigentlich zunächst einem ganz anderen Thema verschrieben hatten. Nach dem erfolgreichen Aufbau und Verkauf von Blogger an Google hatte Ev ein neues Ziel, nämlich die Revolution des Radios durch Podcasts. Allerdings mussten sie feststellen, dass keiner der Mitarbeiter bei "Odeo" den Dienst wirklich nutzte und Apple mit der Integration von Podcasts in iTunes ihren Dienst auf einen Schlag unnötig machte. So entschieden sie sich, das Projekt einzustellen und ein neues Unternehmen zu gründen: Twitter.
Bilton beschreibt den spannenden Aufbau des Unternehmens und die Wechselwirkung in den Beziehungen der vier Gründer. Im Wesentlichen waren sie sich nie einig und eigentlich schon wenige Tage nach der erfolgreichen Gründung zerstritten. Nacheinander mussten alle Gründer aufgrund von Intrigen und Machtspielen das Unternehmen verlassen. Das tragische daran ist vor allem, dass sie sich, einer nach dem anderen, gegenseitig aus dem Unternehmen drängten.
Jack Dorsey wurde recht früh aus dem operativen Geschäft der Firma ausgegrenzt und durfte lediglich nach aussen weiterhin eine repräsentative Rolle behalten, die er auch mehr als ausgiebig ausfüllte. Obwohl er fast nichts mehr vom Tagesgeschäft mitbekam, nahm er alle Interviewanfragen an und stellte sich der breiten Öffentlichkeit weiterhin als Gründer und Kopf hinter Twitter vor. Diese Position baute er so weit aus, bis er endlich, nach vielen Jahren in der Diaspora, seine Rückkehr zu Twitter feiern konnte, in dem er seinen Mitbegründer Ev aus dem Amt des Vorstandsvorsitzenden entliess und ihm keinen Sitz im Verwaltungsrat zuteil werden lies.
Die Geschichte zeichnet im Prinzip genau den Verlauf der Ereignisse wieder, der einen Gründer davon abhält Partnerschaften einzugehen und Investoren in die eigene Firma zu holen. Nach nur kurzer Zeit verschieben sich die Machtverhältnisse so wesentlich, dass selbst die Gründer nichts mehr gegen ihre Entlassungen tun konnten. Und doch gibt das Ergebnis dem Vorgehen recht, denn anders wäre so etwas herausragendes wie Twitter nie entstanden.
Noch etwas abgerundeter wäre die Geschichte allerdings, wenn man nicht nur die Machtspiele der Gründer und Investoren hinter den Kulissen betrachten könnte, sondern auch einen tieferen Einblick in die Lösung der konkreten Probleme und strategischen Fragestellungen während des kometenhaften Aufstiegs bekommen hätte. In jedem Fall aber auch so eine sehr spannende Geschichte, die es zu lesen lohnt!