Als Impulsgeber für Innovationen designt TRENDONE die Zukunft mit seiner Vision
Monika Tartler
TRENDONE ermöglicht als Unternehmen für Trendforschung Firmen die Basis einer erfolgreichen Zukunft. Um seine strategischen Prozesse zu verbessern, begann das Unternehmen vor drei Monaten mit der Einführung des OKR-Modells. Parallel dazu erarbeitete CEO und Founder Nils Müller mit seinem Team ein Zukunftsbild für das Leben auf diesem Planeten in Bezug auf das Jahr 2100. Bei einem Vision Retreat mit Murakamy entstand dann eine konkrete Vision, aus der sich nun die neuen Strategieprozesse ableiten. Im Interview nimmt uns Nils mit auf eine spannende Reise in seine Welt – und unsere Zukunft…
Seine Mission? Die Leader von heute und morgen mit den relevanten Trends zu inspirieren, ihnen Orientierung zu geben, ihre Energien in die richtige Richtung zu lenken und diese Entwicklung zu überprüfen. Nils Müller, CEO und Founder von TRENDONE, leistet leidenschaftliche Innovationsarbeit und gestaltet damit aktiv die Zukunft. Das 2002 gegründete Unternehmen, das Visionsentwicklung für Unternehmen anbietet, ist eines der führenden Unternehmen in der Identifikation von Micro-Trends und Technologien in verschiedenen Branchen und transformiert sein gesammeltes Wissen passgenau in konkrete Ideen und hilfreiche Tools.
80 Scouts sind weltweit in 22 Sprachregionen für TRENDONE auf der Suche nach Innovationen mit Potential; an den Standorten in Hamburg, Berlin, Zürich und Wien arbeiten weitere 44 Team-Mitglieder. Um selbst immer einen Schritt voraus zu sein, erarbeitete TRENDONE bei einem Vision Retreat mit Murakamy eine neue Vision und führte vor drei Monaten das OKR-Modell als Führungsmethode ein.
Im Interview mit Murakamy erklärt der studierte Wirtschaftsinformatiker und Medienmanager was ihn dazu bewegt hat, sich Unterstützung für die Formulierung einer Vision zu holen, wie diese genau lautet, warum sich seiner Meinung nach das OKR-Modell als Führungsmethode als Trend durchsetzen wird – und was das Ganze mit Science Fiction zu tun hat…
TRENDONE ist eines der führenden Unternehmen für Trendforschung. Wie wurdest du zum Impulsgeber für Innovationen und wie funktioniert dein Business genau?
Als ich 2000 bei IBM Innovation war, habe ich schon viel mit Innovationen gearbeitet – und dann noch einen Medien MBA in Berlin, München, Mailand und New York gemacht. Für meine Masterarbeit habe ich mir zusammen mit einem Studienkollegen überlegt, eine neue Form für Trendforschung zu bauen. Denn in den 80er und 90er Jahren gab es nur Zukunftsforscher für Mega-Trends wie Matthias Horx, Li Edelkoort oder Faith Popcorn, die beispielsweise den Begriff „Cocooning“ prägte. Diese ganzen Mega-Trends gab es schon, aber wir fragten uns: Was steckt genau dahinter? Wir wollten eine neue Form von Trendforschung bilden und massig Scouts in verschiedenen Sprachregionen permanent schauen lassen, was es Neues in der Welt gibt – neue Technologien, Fashion-Strömungen, Start-ups, Geschäftsmodelle, Marketinginnovationen, sogenannte Micro-Trends.
2002 ging TRENDONE an den Start, 2003 kam der erste Trendreport heraus. Weltweit sind mittlerweile 80 Scouts in 22 Sprachregionen für uns auf der Suche nach Innovationen mit dem Potential, sich langfristig auf unser Leben auszuwirken. Unser Analystenteam erreichen etwa 1000 bis 1500 Trendvorschläge pro Monat. Die relevantesten dieser Vorschläge identifizieren wir als Micro-Trends, kleine Signale des Wandels, und interpretieren und clustern die Themen wiederum als erste Anzeichen von großen Strömungen, Macro-Trends. Aus diesen kann man wieder Cluster bilden, das werden dann Mega-Trends.
So publizieren wir jeden Monat 250 Micro-Trends, immer neue Macro-Trends und Mega-Trends, die gesellschaftliche Strukturveränderungen beschreiben, redigieren wir dann alle zwei bis drei Jahre mal, die ändern sich ja nicht so schnell…
Was ist neben der Veröffentlichung von Trendreports die Kernleistung von TRENDONE?
Zu unseren Kernleistungen gehören wie gesagt die Trendreports, die wir jeden Monat für verschiedene Branchen publizieren. Darin kann man Strömungen ablesen und sich als Unternehmen informieren, wo die Zukunft hingeht – vom Retail, von Finance, von der IT, etc. Außerdem haben wir mittlerweile die weltweit größte Trend-Datenbank, die sich Trendexplorer nennt. Aus über 40 000 Trends kann man darin als Unternehmen sehr konkret projektbasiert Recherchen starten und sich inspirieren lassen. Das ist wie eine Marktforschungsplattform für Zukunftstrends.
Die Micro-, Macro- und Mega-Trends sind die erste Vorstufe des Front End, den frühen Phasen des Innovationsprozesses. Was kommt Neues in der Welt? Was ist in der Entstehung? Ein Großteil unseres Business sind spezifische Anfragen von Unternehmen wie zum Beispiel BMW, die dann Consulting Services bei uns kaufen, und fragen: Was bedeutet das jetzt für mich genau? Unsere Consulting Abteilung ist quasi die zweite Unit bei TRENDONE neben diesen Trend-Produkten. Sie leitet Implikationen und Zukunftsbilder für Unternehmen ab, macht eine Visionsentwicklung. Wie sieht meine Branche bis 2030 aus? In diesen Zukunftsbildern, die auch konkret visualisiert und verfilmt werden, sieht man dann: Wie sieht die Stadt der Zukunft aus? Und wie die Mobilität?
Das klingt ein bisschen nach Science Fiction…
Science Fiction geht noch ein bisschen weiter, das kommt erst im Imaginären, also, dass du dir Dinge vorstellst, in Gedanken konstruiert. Was wir machen, basiert ja auf konkreten Dingen, die es schon gibt und die man dann weiterdenkt. Science-Fiction-Producer arbeiten ähnlich. Die schauen natürlich auch, was macht das MIT im Moment? Was passiert in den Forschungszentren? Und versuchen, daraus ihre Zukunftsstories zu kreieren. Der Prozess ist ein bisschen ähnlich, wobei SciFi oft auch über 2050 hinausgeht, in wirklich visionäre Welten. Wir arbeiten eher in einem Treibhorizont für Unternehmen, in dem diese dann auch strategisch kreativ aktiv werden können – und das ist dann eher maximal zehn Jahre. In einigen Branchen, wie Luftfahrt zum Beispiel, wenn wir für Airbus arbeiten und ein Zukunftsbild machen, kann das auch bis 2050 gehen, aber darüber hinaus ist es eher Science Fiction...
Wer sich den ganzen Tag mit der Zukunft beschäftigt, kann das Thema Visionsentwicklung sicher in Teilen selbst nicht mehr hören. Was hat dich dazu bewegt, dich für dein eigenes Unternehmen bei einem Vision Retreat mit Murakamy auseinanderzusetzen?
Ich liebe alles, was mit Zukunft zu tun hat. Davon kann ich gar nicht genug bekommen! Nur ist es natürlich so, dass man das, was man für seine Kunden macht, nicht unbedingt automatisch für sich selbst auch gut machen kann.
Das gibt es ja in vielen Unternehmen – man denkt: Die bieten die geilste Fashion an, aber in welchen Klamotten läuft denn dieser Verkäufer herum? Das ist ein bisschen widersprüchlich. Und ich glaube, man braucht auch immer einen Coach, der das extern moderiert. Gerade, wenn es darum geht, seine eigene Vision und seinen eigenen Purpose zu finden. Das ist dieser Blick von außen, diese Qualität, wirklich etwas Neues und Tolles herauszufinden. Man will ja auch über seinen eigenen Horizont hinauskommen. Selbst wenn man sich die ganze Zeit mit der Zukunft und allen möglichen Industrie-Innovationen und Zukunftsthemen beschäftigt, braucht man dieses Sparring von außen. Und das hat Murakamy bei unserem Vision Retreat sehr gut gemacht.
Welche Perspektive war für dich durch den Dialog mit einer Beratung dabei besonders wertvoll? Als Gründer einer zukunftsweisenden Trendforschung hast du sicher selbst einen sehr klaren Blick auf die Welt der Zukunft…
Für uns ist der Knoten wirklich in dem Meeting mit Marco geplatzt. Das war ideal und fast schon surreal. Ein Moment, in dem er einfach die richtige Frage gestellt hat – und daraus ist dann sehr schnell die Vision entstanden. Es war ein sehr produktiver und effektiver Prozess, nicht in zig Workshops über mehrere Monate, sondern in einer mehrstündigen Session. Die Idee ist natürlich zuvor in mir und meinem Management-Team gewachsen. Was ist unsere Zukunft? Was spielt eine Rolle? Aber das konkret zu formulieren und in ein Vision-Statement zu bringen, dabei hat uns Murakamy wirklich sehr geholfen. Dieses kompakte Format kann ich jedem Vorstand und jedem CEO nur empfehlen.
Welche Quellen haben dich auf der Suche nach der passenden Vision für deine eigene Firma besonders inspiriert? Gab es da etwas, was das noch auf den Weg gebracht hat?
Wir haben dafür natürlich eine lange Vorarbeit geleistet und ein Zukunftsbild für das Leben auf diesem Planeten in Bezug auf das Jahr 2100 entwickelt. Im 21. Jahrhundert werden sehr viele neue Lebensformen entstehen. Durch die ganze Genetik, wir nennen das Crystal Creations, die Möglichkeit, Biodesign zu machen und neue Lebensformen genetisch zu designen – und damit zum Beispiel sehr langlebige Menschen zu schaffen. Das wird in diesem Jahrhundert massiv passieren. Und dann haben wir auf diesem Planeten plötzlich Leute, die 120, 150 oder noch älter werden.
Das werden wir wohl nicht mehr erleben…
Naja, wenn man sich mal ansieht, wie sich die Medizin in den letzten 50 Jahren entwickelt hat… Früher waren viele Krankheiten noch nicht heilbar und die Kindersterblichkeitsquote war vor 100 Jahren mit 30 Prozent noch gigantisch hoch. Heute liegt sie in der westlichen Welt bei unter 0,3 Prozent. Das heißt, da hat sich ja unglaublich viel getan. Wenn man das jetzt mal in die Zukunft denkt, die Medizin, die präventive Medizin und auch gerade die Genetik, kann man schon sagen, dass da in den nächsten 50 Jahren, die wir ja noch erleben werden, große Durchbrüche passieren, die uns auch helfen werden, viel länger zu leben, als wir jetzt vielleicht noch annehmen.
Das Thema Künstliche Intelligenz wird in Zukunft auch eine immer größere Rolle spielen…
Genau. Neben den Crystal Creations, also den genmodifizierten Menschen, gibt es eben die Superintelligenzen, die KIs, die sich auch momentan rapide weiterentwickeln und auch durch die Kombination mit Quantencomputing wahrscheinlich noch mal einen weiteren Schritt in Richtung Superintelligenz machen. Superintelligenz bedeutet ja eigentlich den Zeitpunkt, an dem Maschinen sich selbst optimieren können und ein Algorithmus den nächstbesseren Algorithmus kreiert, sich also durch Generative Programming stets optimieren. Das kannst du auch auf Roboter übertragen: Roboter bauen sich selber und die nächste Generation von Robotern, die noch besser sind. Das wird auch eine Spezies sein, die im 21. Jahrhundert irgendwann neben den genetisch modifizierten, langlebigen Menschen auf diesem Planeten leben wird. Superintelligenzen, die nicht auf biologischem Gehirn basieren, sondern auf Silikon-Chips oder in Quantencomputer-Clouds funktionieren.
Und dann gibt es eben noch die Entwicklung des Human Enhancement. Das einfachste Beispiel ist ein Herzschrittmacher, der jetzt schon Menschen upgraded und ein längeres Leben ermöglicht. Das kannst du auf alles Mögliche übertragen – mittlerweile lassen sich alle möglichen Organe reproduzieren, Herzen werden transplantiert und in naher Zukunft wird man auch Gehirne transplantieren können. Sogenannte Human Upgrades, die eine Synergie zwischen organischer und technologischer Organismen sind.
Bei diesem Zukunftsbild, das wir in der Vorarbeit zu unserer Visionsentwicklung erschaffen haben, habe ich gedacht: Ich will nicht, dass diese Superintelligenzen so mit uns umgehen, wie wir mit anderen Säugetieren umgehen, denn wir gehen mit Säugetieren nicht besonders gut um! TRENDONE gestaltet ja wirklich Unternehmen die Zukunft und deswegen ist unser Leistungsversprechen, das bestmögliche 21. Jahrhundert zu schaffen. Marco hat uns dann eben gefragt, wie das denn genau aussieht. Daraus ist die konkrete Vision von TRENDONE entstanden: Eine Welt, in der alle heutigen und auch denkbaren zukünftigen Kreaturen miteinander in Freiheit und in Frieden leben und ihr Leben selbst frei und lebenswert gestalten können.
Unsere Mission ist es, die Leader von heute und morgen mit den relevanten Trends zu inspirieren, ihnen Orientierung zu geben, ihre Energien in die richtige Richtung zu lenken und diese Entwicklung zu überprüfen.
Wie habt ihr die neue Vision im Unternehmen zum Leben erweckt und wie kommt das Thema bei den Mitarbeitern an?
In unserer internen Kommunikation wurde das Thema mehrfach präsentiert und es kommt sehr gut bei den Mitarbeitern an. Viele haben mir gesagt, dass sie sich damit super identifizieren können. Und auch jetzt noch höre ich das immer noch…
Was die externe Kommunikation angeht, achten wir darauf, dass die Projekte, mit denen wir arbeiten und die wir auch aktiv akquirieren, das annehmen und haben natürlich auch unsere Kunden informiert.
Es gibt ja unendlich viele Möglichkeiten, gerade bei uns in der Trend- und Zukunftsforschung. Wir bekommen viele Anfragen und müssen favorisieren und gucken, was zu uns passt. Priorisieren ist wirklich wichtig. Und dabei hilft die Vision enorm. Auch bei internen Projekten, denn es gibt ja immer hunderte von Möglichkeiten, in die man seine Energien investieren könnte.
TRENDONE beschäftigt sich auch seit einiger Zeit mit dem OKR-Modell. Wie sind deine Erfahrungswerte mit diesem Thema?
Wir haben vor etwa drei Monaten mit der Implementierung begonnen. Ein Manager von mir hat eine OKR-Schulung gemacht und wir sind auf Marco aufmerksam geworden. Dann haben wir den Visionsprozess gemacht und derzeit werden OKRs stark eingeführt.
Die Vision ist ein sehr starker Shining Star für die Auswahl unserer strategischen Initiativen, die ich mit meinem Strategiedirektor priorisiere und dieser Strategieprozess ist auch sehr kompatibel zu dem OKR-System.
Die OKRs sind daran natürlich gekoppelt und diese aus der Vision abzuleiten funktioniert sehr gut. Parallel zu unserer neuen Vision wird unser Strategieprozess also auch neu designt.
Mein Strategiedirektor macht die OKRs und auch mit mir zusammen im Managementboard. Die Company OKRs habe ich mit reingegeben, aber ich bin nicht derjenige, der das Thema bei TRENDONE vorantreibt, meine Aufgabe ist die Vision.
Als Unternehmen für Trendforschungen habt ihr die Zukunft immer fest im Blick. Wird sich das OKR-Modell deiner Meinung nach als innovative und agile Führungsmethode als Trend durchsetzen?
OKRs sind ein hervorragendes Framework und ein sehr gutes Instrument, um aus einer Vision heraus Themen besser zu priorisieren, strukturieren und voranzutreiben. Man hat diese Top-Down-Vision, die die ganzen Units und Manager befähigt, ihre Teams mit OKRs zu führen. Was mir gut gefällt, ist, dass das Modell so gut Top-Down, aber auch gleichzeitig Bottom-Up funktioniert. Und es ist auf jeden Fall auch in Sachen Geschwindigkeit ein gutes Tool, denn die Unternehmen brauchen in dieser Marktdynamik, die ja momentan in allen Branchen herrscht, ein Führungssystem, das schnell, effizient und transparent ist. Und diese ganzen Kriterien erfüllen OKRs.
Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft!